Ein typischer Drehtag

von Costa

Jeder Drehtag beginnt mit einer Autofahrt.

Auch dieser.

Meistens sitze ich um kurz nach 8 auf dem Rücksitz, irgendwie gemütlich zwischen Stative, Lampen und grossen Kamerataschen geklemmt und lausche kurz nach der Begrüßung den Ausführungen des Kameraassistenten Max (Name geändert). Diese Berufsgattung beschreibt gerne ausführlich mit allen Körperteilen, wie krass der letzte Dreh und das Leben bis jetzt war. Dabei lässt er großzügig und bemerkenswert selbstlos alle an seinem Zwiebelmettbrötchen teilhaben.

Manchmal geht es in den Westerwald, manchmal sogar noch weiter weg – und manchmal nach München.

Gottseidank lässt der erste Stau nicht lange auf sich warten, stressige Anreisetage sind Gift für die Stimmung am Set. Die Frankfurter Skyline im Sonnenuntergang ist immer eine langsame Vorbeifahrt wert. Es bleibt Zeit für ein paar Insta-stories, Rückspiegelselfies im coolen Sundowner Mega-Lensflair-Gegenlicht mit hippen A3-Hashtags und kurzen englischen Facebookposts mit Location, schliesslich ist es ja unser Job.

Pünktlich zur letzten Runde kommen wir an der Hotelbar an. Gottseidank liegt das Hotel mitten im Aussenbezirk und alle Zapfanlagen in der näheren Umgebung haben bereits geschlossen.

Selbstinduzierte Müdigkeit ist Gift für die Stimmung am Set.

Am nächsten Morgen treffe ich kurz nach dem Aufstehen den Assistenten im Aufzug. Endlich hat er Zeit, die Geschichte von gestern in Ruhe zu Ende zu bringen.

Nach einem kurzen aber intensiven Frühstück sitze ich endlich wieder im Auto.

Jeder Drehtag beginnt mit einer Autofahrt.

Auch dieser.

Ich bin froh, dass wir heute in München drehen, so sind wir schon nach ein paar Stunden am Motiv angekommen. Ein Rooftop – Penthouse. Mitten in der Innenstadt. Auch für uns Weit bereiste Kosmopoliten eine nicht ganz alltägliche Location – in bayrischen Innenstädten dreht man selten. Unser Auftrag: Luftaufnahmen und Kamerafahrten. Ich freue mich, dass uns die Drohnenabwehrsoftware des Gebäudes gegenüber behilflich ist und die Drohne immer wieder sicher landet, so bleibt genug Zeit für die anderen Einstellungen.

Schön ist auch, dass dieses Penthouse fast komplett verglast – und ein Teil des Konzeptes sichtbare Offenheit ist, so weiss man immer, wo sich seine Kollegen gerade befinden und man wird selbst schnell gefunden. Auch im Nachgang auf dem gedrehten Material.

Stumme Ästhetik in bewegten Bildern festzuhalten ist eine immer wiederkehrende Aufgabe für uns. Detailaufnahmen, kombiniert mit dem stets unbeschreiblich beeindruckenden Gesamteindruck, eine Mischung erzeugen aus Dynamik, Design und Moderne, am besten vor Ort noch mit passender Musik unterlegt, natürlich bei optimalem Wetter gedreht. Unser (fast) tägliches Handwerk. Jetzt noch die richtige Reihenfolge im Schnitt beachten, die ganzen Spiegelungen rausschneiden und den Kunden begeistern. Ich sehe das fertige Projekt schon vor mir. Wie sooft.

Im Aufzug ist Zeit für eine Rekapitulation des Drehtags. Wir sind alle einer Meinung, dass das echt eine krasse Hütte war. Und freuen uns auf die gemeinsame Rückfahrt.

Nur unterbrochen von Raucherpausen, stehen wir seitdem im Stau.